Im Herzen des düsteren Lauterbacher Waldes liegt eine verlassene Kapelle, die von unheilvollen Legenden umgeben ist. Hier ranken sich Geschichten von dämonischen Aktivitäten, geisterhaften Erscheinungen und tragischen Ereignissen. Tauchen Sie mit uns ein in die finstere Vergangenheit dieses unheimlichen Ortes.
Der Schauplatz unserer heutigen Geschichte ist eine verlassene Kapelle, die tief im Herzen eines dichten Waldes liegt. Nur wer gut zu Fuß ist und sich im dichten Unterholz zurechtfindet, wird sie jemals zu Gesicht bekommen. Genauer gesagt, befinden wir uns im Lauterbacher Wald, etwa vier Kilometer südsüdwestlich von Seeshaupt am Starnberger See.
Um die schlichte Kapelle ranken sich zahlreiche Legenden: ein umherstreifender schwarzer Hund mit glühenden Augen, Brunnen in der Anordnung eines Pentagramms, ein verborgener Pestfriedhof, nächtliches Geschrei und Gejammer, dämonische Aktivitäten und der brutale Mord an einem unschuldigen Mädchen.
Es ist nicht genau bekannt, wann der Ort Pollingsried, in dem die Kapelle ursprünglich stand, gegründet wurde. Urkundlich erwähnt wird jedoch, dass Kaiser Heinrich II. im Jahr 1010 das Kloster Polling und den zugehörigen Ort Rieden neu gründete bzw. zurückgab. Andere Dokumente datieren dieses Ereignis auf das Jahr 1162 und erwähnen dabei eine Kapelle.
Zwischen 1162 und 1864 gab es in unmittelbarer Nähe zur Kapelle sechs Höfe. Ihr Verschwinden trug zur Entstehung der Legenden um die Pestkapelle bei. Tatsächlich war der Grund jedoch weniger mystisch: Im Zuge der Säkularisation von 1803 wurden die Höfe aufgekauft und ihre Materialien für andere Bauprojekte verwendet. Dieser historische Vorgang, der zunächst als banales Verschwinden erscheint, wurde im Laufe der Zeit von der lokalen Bevölkerung mit den übersinnlichen Geschichten um die Kapelle verwoben, was zu einem reichen Reservoir an Legenden und Mythen führte.
Die Pest
Die Pest wütete um das Jahr 1633 in der gesamten umliegenden Gegend. Besonders in den nahe gelegenen Ortschaften wie Eberfing und den umliegenden Riedschaften forderte sie viele Opfer. An der Nordwand der Pollingsrieder Kapelle soll früher eine Votivtafel gehangen haben, die darauf hindeutet, dass die Gemeinden einen Schwur geleistet hatten. Gemäß diesem Schwur sollte jedes Jahr am Vorabend des St. Sebastian eine Messe in der kleinen Kapelle abgehalten werden, falls die Pest die Menschen verschonte und keine weiteren Toten zu beklagen waren. Nach der Überlieferung blieben in dem Umkreis, in dem die Glocken der Pollingsrieder Kapelle zu hören waren, nach dem Gelöbnis keine weiteren Toten zurück. Die erste Votivmesse wurde angeblich am 19.01.1634 gefeiert.
Trotz dieser Berichte über das Gelöbnis und die anschließende Messe ranken sich weitere Legenden um die Pestkapelle. Einige Geschichten besagen, dass Pestopfer in die Brunnen der Kapelle geworfen wurden, wenn diese voll waren, seien die Leichen auf dem Gelände verscharrt worden, und ihr nächtliches Gejammer sei bis heute zu hören. Eine andere Legende behauptet, dass nach der Pestmesse im Jahr 1634 keine weiteren Pesttoten in der Gemeinde zu beklagen waren.
Jedoch wirft die Geschichte einige Fragen auf. Rieden war zu dieser Zeit ein kleiner Ort mit einer überschaubaren Bevölkerung, und es erscheint unwahrscheinlich, dass die Anzahl der Pestopfer so hoch war, dass sie einen Brunnen füllen konnten. Außerdem wäre die Entsorgung der Leichen in den Brunnen aufgrund der Trinkwasservergiftung eher unwahrscheinlich.
Der Teufelsbrunnen
Die fünf Brunnen sollen in ihrer Anordnung einem Pentagramm gleichen, wobei der fünfte, sogenannte Teufelsbrunnen, bisher unentdeckt blieb, da er unter der Kapelle liegen soll. Diese Geschichte erweist sich jedoch schnell als Legende, da die vier bekannten Brunnen in einer geraden Linie angeordnet sind. Zwei befinden sich nahe der Kapelle, einer etwas weiter im Wald und der vierte steht in der Nähe des Hofes “Tradfranz”. Die nah beieinander liegenden Brunnen vor der Kapelle lassen keinen Raum für die Bildung eines Pentagramms, unabhängig davon, wo sich die anderen Brunnen befinden mögen.
Diese alten Brunnen, einst Teil der Höfe von Pollingsried, sind durch Steinmauern eingefasst und mit Gittern gesichert, um Unfälle zu verhindern. Obwohl sie schon seit Jahrhunderten existieren, führen sie immer noch Wasser und sind funktionsfähig. Trotz ihrer geheimnisvollen Atmosphäre und ihrer Bedeutung in den Legenden um die Kapelle sind sie letztlich einfach nur historische Artefakte, die die Zeit überdauert haben.
Eine letzte Geschichte zu den Brunnen der Pestkapelle ereignete sich angeblich im Jahr 1625: Ein Pfarrer soll sich an einem jungen Mädchen vergangen und ihre Leiche in einem der Brunnen entsorgt haben. Der schwarze Hund des Mädchens führte die Gemeinde zu ihrem Leichnam und tötete den Mörder. Angeblich leitet ein schwarzer Hund mit glühenden Augen heute Wanderer, die sich nachts verirren, sicher zurück auf den richtigen Weg.
Neben diesen Geschichten gibt es noch einige allgemeine Erzählungen: Der Wald um die Kapelle soll verflucht sein, es gäbe Irrwege rund um die Kapelle und der Ort werde für satanische Rituale genutzt. Jugendliche nutzen diesen Ort oft als Mutprobe, wobei einige angeblich wahnsinnig oder gar nicht mehr zurückgekehrt sind. Leider enden diese nächtlichen Ausflüge oft in Vandalismus und Vermüllung.
Kennt ihr noch weitere Geschichten zur Pestkapelle von Pollingsried? Schreibt sie uns in die Kommentare!
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