Weißer Schriftzug Final Girls auf schwarzem Grund.
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Final Girls (Rezension)

Sie haben die Hölle überlebt. Doch das war nur der Anfang … Wenn ein Horrorfilm endet, atmet so mancher erleichtert auf, sobald die unschuldige Protagonistin überlebt hat – ein sogenanntes Final Girl, welches dem Killer die Stirn bieten konnte. Doch was passiert danach, wenn das frühere Leben erst einmal in Scherben liegt? Und ist es wirklich jemals vorbei? Riley Sager widmet sich in seinem ersten Thriller genau diesen Fragen.

Schrecken der Vergangenheit

Quincy fährt mit ihren Studienfreunden zu  der Blockhütte Pine Cottage, um den Geburtstag ihrer bester Freundin zu feiern. Schon bald steht ein Fremder auf der Terrasse, welcher prompt von der Gastgeberin zur Feier eingeladen wird. Nur wenige Stunden später rennt Quincy blutüberströmt in die rettende Arme eines Polizisten. Alle anderen sind bei einem grausamen Massaker ums Leben gekommen. Doch Quincys Verstand schützt sie und lässt sie die grausigen Details der Nacht vergessen.

Zwei andere Frauen, Lisa und Samantha, haben vor acht und vor vier Jahren ähnlich Grauenvolles durchmachen müssen. So werden sie von den Medien prompt als die drei Final Girls bezeichnet. Während Lisa Kraft aus ihrem traumatischen Erlebnis zieht und versucht, anderen Frauen in Not – unter anderem auch Quincy – beizustehen, schafft Samantha es, sich vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Quincy hat es nach zehn Jahren geschafft, ihr Leben wieder in eine einigermaße “normale” Bahn zu lenken. Sie hat einen Freund, hat ihr Studium abgeschlossen, betreibt einen Backblog, wirft sich jeden Tag Beruhigungstabletten ein, trinkt abends etwas zu viel Alkohol und trifft sich immer wieder mit Coop, dem Polizisten, der ihr damals das Leben rettete. Doch tief in Quincy tobt ein Sturm, der sich zuerst nur in kleinen Diebstählen zeigt, jedoch droht auszubrechen, als plötzlich Samantha vor ihrer Tür steht. Lisa hat Selbstmord begangen und die raue Sam möchte sicher gehen, dass es Quincy gut geht. Doch je länger Sam in Quincys Leben verweilt, desto mehr droht die schicke Fassade zu bröckeln. Quincy muss sich ihrer Vergangenheit und sich selbst stellen, auch auf die Gefahr hin alles zu verlieren.

Buchtrailer zu „Final Girls“ von Riley Sager

Sex, Drogen und Gewalt

Final Girls springt hauptsächlich zwischen den Erlebnissen während des Massakers und Quincys aktuellen Lebensumständen hin und her. Dabei verläuft zweiteres chronologisch, während ersteres episodenhaft aufblitzt. Während das Massaker in der dritten Person geschildert wird, fungiert Quincy in der aktuellen Zeitebene als Ich-Erzählerin.

Quincy soll natürlich auch der Sympathieträger der Geschichte sein und das funktioniert wundervoll, insbesondere weil sie sich ihrer Fehler durchaus bewusst ist und dennoch versucht, nach außen hin zumindest eine heile Welt zu präsentieren, ohne dabei zu übertreiben.

Sam hingegen wirft ihre Scherben den Menschen vor die Füße, präsentiert sich als wütende Kämpferin und möchte diese Wut auch in Quincy wecken. Trotzdem blitzt immer wieder eine sensible Seite hervor und mildert damit auch den Umstand, dass sie manchmal einfach nur unsympathisch wirkt. Sie ist wie der schlechte Einfluss, der uns für gewöhnlich in der Teenagerzeit ereilt.

Und so beginnt die Freundschaft der beiden mit Saufgelagen und Beruhigungstabletten, und kratzt immer mehr an illegalen Aktivitäten. Auch Sex ist immer mal wieder ein Thema. Insbesondere für Quincy, die nach dem Massaker harten und belanglosen Sex gesucht hat, und mit ihrem Freund nun den sanften und verständnisvollen Partner gefunden hat. Obwohl die kurzen Erotikpassagen mehrmals vorkommen, sind diese im Gegensatz zu vielen anderen erotischen Szenen in Romanen keineswegs belanglos. Es bietet tiefere Einblicke in Quincy Psyche und vermag sogar zu erschüttern, wenn man endlich erfährt, warum sie trotz eines so grausamen Erlebnisses unbefriedigt von der verständnisvollen und liebevollen Art ihres Freundes ist.

Das Massaker selbst wird selbst in den Pine Cottage Kapiteln eher grob umrissen. Den Lesern bietet sich also kein blutiger Slasher, sondern vielmehr eine Erkundungstour durch Quincys persönliche Hölle. Auch die Vorfälle der beiden anderen Final Girls werden nur kurz und präzise beschrieben.

Fazit

Einerseits gefiel es mir sehr, dass sich Final Girls auf den inneren Kampf der Protagonistin Quincy konzentriert. Andererseits waren einige Passagen wirklich schleppend, sodass ich mich zuweilen regelrecht nach dem nächsten Pine Cottage Kapitel sehnte. Dennoch vermochte mich das Buch beinah bis zum Ende hin fesseln und hinterließ lediglich mit den letzten Worten einen bitteren Nachgeschmack des Missfallens.

Im Großen und Ganzen hat Riley Sager mit seinem ersten Thriller auf jeden Fall nicht nur das Genre erkundet, sondern sich auch erfolgreich einen guten Platz ergattert.

Buchtitel: Final Girls
Autor: Riley Sager
Verlag: dtv Verlag
Buchseiten: 416 Seiten
ISBN: 978-3-423-21730-9

Das Titelbild ist ein Ausschnitt vom Buchcover. Alle Bildrechte liegen beim dtv Verlag.

3 Kommentare zu „Final Girls (Rezension)“

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