Ein Auto fährt nachts durch den Wald
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Night – Nacht der Angst (Rezension)

Charlie will 1991 einfach nur noch nach Hause, weg von der Universität. Dafür ist sie bereit, bei einem Fremden mitzufahren, der einen netten ersten Eindruck auf sie macht. Doch während der Fahrt kommt ihr der furchtbare Verdacht, dass sie in das Auto des Campus-Killers gestiegen ist. 

Riley Sagers neuestes Werk entführt den Lesenden auf eine spannungsgeladene Reise, dessen Geschichte sich auf nur wenige Stunden erstreckt. Nicht das erste Mal landet der Autor auf der New-York-Times-Bestseller-Liste. Warum er es dieses Mal auch verdient hat, lest ihr in unserer Rezension.

Darum geht es in Night – Nacht der Angst

Die filmbegeisterte Charlie will ihr Studium abbrechen und die Universität verlassen, selbst wenn dies bedeutet, ihren dortigen Bekannten und ihrem festen Freund für immer den Rücken zu kehren. Vor zwei Monaten wurde ihre beste Freundin und Mitbewohnerin vom berüchtigten Campus-Killer ermordet und Charlie ist sich sicher, dass sie die Schuld daran trägt. Denn sie selbst hat ihn gesehen, kann sich jedoch nicht mehr an Details erinnern. Charlie hat nämlich seit dem frühen Tod ihrer Eltern ein Problem: Immer wenn Situationen sie emotional überlasten, schiebt sich ein Film vor ihre Wahrnehmung, der die Welt besser macht und sie in ihre eigene cineastische Vorführung mitnimmt. 

Da es jedoch schwer ist, im laufenden Semester eine Mitfahrgelegenheit zu finden, sucht Charlie über das Schwarze Brett der Universität. Sie hat Glück, dass auch Josh während des Semesters nach Hause muss, um sich um seinen kranken Vater zu kümmern. Obwohl sie Josh vorher noch nie an der Uni gesehen hat, macht er auf sie einen recht positiven Eindruck und willigt ein. Mitten in der Nacht beginnen sie ihre sechsstündige Fahrt und eigentlich versteht sich Charlie mit dem aufmerksamen und durchaus intelligenten Josh ganz gut. Doch immer wieder fallen ihr Ungereimtheiten auf, bis eine seiner Aussagen in ihr den Verdacht erweckt, dass er der Campus-Killer sein könnte. Oder hat sie sich das Gespräch nur eingebildet?  Muss sie um ihr Überleben kämpfen oder ist ihr Bedürfnis nach einer Bestrafung so groß, dass sie einen unschuldigen Mann für einen Killer hält?

Ein klassischer Thriller von Riley Sager

Wie bei Sagers Werken üblich, begleiten wir als Lesende wieder eine Protagonistin, wobei Männer lediglich Nebencharaktere oder Antagonisten sind. Doch im Gegensatz zu seinen anderen Werken wirkt Charlie hier als Protagonistin überraschend naiv – insbesondere in Hinblick auf ihre Hintergrundgeschichte. Zwar ist es nachvollziehbar, dass Charlie durch ihre “Filmvorstellungen” oft verunsichert ist und manchmal aus der Angst heraus nicht handelt, überreagieren zu können. Dass der Killer auf ihrem Campus real ist, weiß sie jedoch. Daher ist ihre Vertrauensseligkeit zu Beginn des Buchs nur sehr schwer nachvollziehbar. Auch andere Charaktere sind manchmal gleichermaßen schwer nachzuvollziehen. So gibt es beispielsweise eine Situation, in der Charlie eine fremde Frau explizit um Hilfe bittet und diese sie nicht einmal eine Sekunde lang ernst nimmt. 

Josh als möglicher Serienmörder ist hingegen recht interessant. Wir erleben ihn zum Großteil aus der Sicht von Charlie. Daher können wir uns nie sicher sein, wie er wirklich reagiert oder was er sagt. Er bleibt somit insbesondere in der ersten Hälfte des Buches eher ein nebulöser Charakter. Erst danach schreibt der Autor auch aus Josh Sicht und, obwohl er düstere Nuancen hat, wirkt er dabei ausgesprochen sympathisch. 

Im letzten Drittel des Buches versucht Riley Sager den Lesenden noch ein paar Mal zu überraschen. Das hat bei mir leider nicht immer so ganz funktioniert. Eventuell, weil ich schon seine vorherigen Werke gelesen habe. Trotzdem ist das Ende gut ausgeführt und bietet Charlie nochmals einen Wachstumsmoment. Ob sie ihre letzten Handlungen klug gewählt hat, steht aber auf einem anderen Blatt.

Fazit zu Night – Nacht der Angst

Night – Nacht der Angst ist eine schöne Urlaubslektüre, die man entspannt an einem oder zwei Abenden durchlesen kann. Wer Roadmovies und/oder andere Bücher von Riley Sager mag, wird sicherlich gut unterhalten werden. Doch Achtung: Wenn ihr so absolut keine Filmfans seid, dann solltet ihr das Buch lieber nicht kaufen.

Buchtitel: NIGHT – Nacht der Angst
Autor: Riley Sager
Verlag: dtv Verlag
Buchseiten: 368 Seiten
ISBN: 978-3-423-22029-3

Das Titelbild ist von Faruk Tokluoğlu von Pexels

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