Europäische Geistergeschichten steht mit roter Schrift auf einem dunklen Hintergrund. In diesem sind Schatten und ein Stuhl zu erkennen.
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Europäische Geistergeschichten: Der Alchimist mit den roten Augen

Der Alchimist Johann Kunckel soll noch heute als Geist auf der Pfaueninsel in Berlin umherwandern. Was ist dran an dieser düsteren Legende?

Habt ihr schon einmal die Pfaueninsel in Berlin besucht? Es ist ein zauberhaftes Fleckchen mit einer faszinierenden Geschichte, die den Auftakt unserer Reihe “Europäische Geistergeschichten” bildet.

Im 17. Jahrhundert: Johann Kunckel, geboren 1630, dient als Alchimist für den Kurfürsten von Brandenburg. Seine Hauptaufgabe ist die Experimentation mit kostbaren Gläsern. Angesichts seiner herausragenden Leistungen schenkt ihm der Kurfürst 1685 sogar die Pfaueninsel als erb- und eigenständiges Gut. Der Adlige schätzt Kunckels ungestörte Forschungen so sehr, dass er bald darauf den Zugang zur Insel für Fremde verbietet. Bald erfüllen nur noch eigenartige Gerüche und dichte Rauchschwaden die Luft, die von Kunckels geheimnisvoller Arbeit zeugen. Unwissende beginnen heimlich zu munkeln, dass es sich um Hexerei handeln muss und dass Kunckel einen Pakt mit dem Teufel eingegangen sei. Als eines Tages die Glashütte des Alchimisten in Flammen aufgeht und sein gesamtes Labor zerstört wird, verbreitet sich das bösartige Gerücht rasch.

Johann Kunckel überlebt den Brand und verlässt die Pfaueninsel. Nach dem Tod des Kurfürsten wandert er nach Schweden aus und kehrt nie wieder zurück. Doch nach seiner Abreise suchen immer mehr Menschen die Insel auf, um in den Trümmern nach Splittern des begehrten Rubinglases zu suchen, dessen Herstellungsverfahren Kunckel standardisiert hat.

Vielleicht liegt es an diesen beinahe diebischen Absichten oder der Möglichkeit, dass Brandstiftung zum Verlust seines Laboratoriums geführt haben könnte, dass einige kühne Besucher der Pfaueninsel behaupten, eine dunkle Gestalt mit rubinroten Augen gesehen zu haben. Denn gemäß den Gerüchten handelt es sich dabei um den ruhelosen Geist des Alchimisten. Diese düsteren Erzählungen haben sich über die Jahrhunderte hinweg gehalten und werden von Generation zu Generation weitergegeben. So behaupten die Ortsansässigen, dass der ruhelose Geist des Alchimisten noch immer die Insel durchstreift, auf der Suche nach Erlösung oder vielleicht sogar nach Rache.

Angeblich kann man ihn sogar heute noch nachts auf der Insel umherwandern sehen, ein flüchtiger Schatten im Mondlicht, der den Mutigsten unter den Besuchern einen eisigen Schauer über den Rücken jagt. Und obwohl viele dies für bloße Einbildungen halten mögen, gibt es doch immer wieder jene, die schwören, seine Anwesenheit gespürt zu haben.

Leben von Johannes Kunckel

  • Frühe Jahre: Kunckels Vater, selbst Alchimist und Glashüttenmeister, prägte seinen Weg. Kunckel erlernte zunächst die Pharmazie und Chemie, bevor er sich intensiv mit der Glasherstellung beschäftigte.
  • Aufbruch und Anerkennung: Seine Reisen führten ihn nach Venedig, wo er tief in die Glasmacherkunst eintauchte. Später arbeitete er an verschiedenen Höfen, unter anderem für den Herzog von Sachsen-Lauenburg und den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Adelstitel und Wirken: Für seine Verdienste wurde er vom schwedischen König Karl XI. in den Adelsstand erhoben und trug fortan den Namen “Johann Kunckel von Löwenstern”.
  • Versuch der Goldherstellung: Wie viele Alchimisten seiner Zeit strebte Kunckel nach der Umwandlung von unedlen Metallen in Gold. Obwohl ihm dies nicht gelang, trug er mit seinen Experimenten wesentlich zum Verständnis chemischer Prozesse bei.
  • Entdeckungen: Zu seinen bedeutendsten Errungenschaften zählt die Entdeckung des Phosphors im Jahr 1677. Des Weiteren entwickelte er neue Glasherstellungsverfahren und verfeinerte die Glasbearbeitungstechniken.
  • Tod und Vermächtnis: Kunckel verstarb 1703 in Bernau bei Berlin. Sein umfangreiches Wissen und seine Experimente inspirierten nachfolgende Generationen von Wissenschaftlern und Handwerkern.

Das Beitragsbild stammt von der Seite Pixabay.

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