Gelbe Kapuzengestalt.
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Der König in Gelb (Rezension)

Der König in Gelb, welcher mittlerweile im Cthulhu-Mythos als Avatar von Hastur bekannt ist, ist der Titel von Robert W. Chambers wohl bedeutendsten Werk. 1895 verfasst, 1927 von H. P. Lovecraft vor der Vergessenheit bewahrt und 2014 vom Festa Verlag neu aufgelegt, erzählt Der König in Gelb von einem furchtbaren Buch.

Das schmale gelbe Taschenbuch (mit dem nervig roten Werbebanneraufdruck) beherbergt auf seinen 165 Seiten sieben Kurzgeschichten, das Cassildas-Lied und ein ausführliches Nachwort über Autor und Werkgeschichte. Der König in Gelb ist sowohl der reale Buchtitel als auch der Titel eines (fiktiven) Theaterstücks. Letzteres besteht aus nur zwei Akten – der erste banal und langweilig, der zweite geradezu tödlich. Ein jeder, der den zweiten Akt liest, ereilt unwiderruflich der Wahnsinn und so zieht sich dieses Stück leise begleitend durch die Kurzgeschichten oder flammt durch bedeutungsträchtige Symbole auf.

Wir als Leser erhalten nur einen kleinen Einblick in das Theaterstück, wenn kurze Szenen zitiert werden. Das Cassildas-Lied, welches am Anfang in englischer und deutscher Sprache abgedruckt ist, gehört ebenfalls zu dem mysteriösen Theaterstück. Ein Großteil der Kurzgeschichten spielt in Paris. Alle Erzählungen haben einen männlichen Protagonisten und bewegen sich zwischen Horrorliteratur und phantastischer Erzählung. In ihrer Qualität schwanken die kurzen Erzählungen dermaßen, dass es kaum zu glauben ist, dass sie aus ein- und derselben Feder stammen. Alle Geschichten hier inhaltlich zu präsentieren, würde den Rahmen sprengen und diesen  in keinster Weise gerecht werden. Daher möchte ich nur drei Texte herausgreifen und kurz umreißen:

Die Masken

Diese Kurzgeschichte erzählt von zwei Freunden, die sich der Kunst gewidmet haben. Boris Yavin hat eine Flüssigkeit entdeckt, die jeden Gegenstand und jedes Lebewesen in reinsten Marmor verwandeln kann. Stolz präsentiert er seine Entdeckung dem Ich-Erzähler Alec. Genebiés, Boris’ Frau und Alecs heimliche Liebe, erkrankt nach der Lektüre eines Buches, während Boris seine Experimente mit der namenlosen Flüssigkeit immer weitertreibt.

Das Band, welches die drei bisher miteinander verband, droht zu reißen. Als Mischung aus Schauerliteratur und Liebesgeschichte schlängelt Die Masken zwischen Spannung und Langeweile hin und her – bis zu einem Höhepunkt, der gefallen kann.

Die Jungfer d’Ys

Philip wandert alleine durch ein Moor. Die Erkenntnis, dass er sich verlaufen hat, drängt sich unweigerlich in seine Gedanken. Rettung naht, als er auf die mysteriöse Jeanne trifft, die mithilfe eines Falken Jagd auf Hasen macht. Sie stellt sich als Gräfin von d’Ys heraus und gestattet dem jungen Mann, die Nacht auf ihrer Burg zu verbringen. Ihre treuen Aufseher Hastur und Raolu begleiten die beiden zur Burg, sodass sich Philip durch die Bewohner dieses Ortes ins Mittelalter zurückversetzt fühlt. Die Jungfer d’Ys ist wahrlich kein schauriges Werk und entspricht nicht unbedingt dem, was man wohl in Verbindung mit dem gelben König erwartet. Dennoch ist die Erzählung sehr schön geschrieben und somit mag ich diesem die eine oder andere kitschige Szene gerne verzeihen. Die Jungfer-Geschichte erinnerte mich im Nachhinein an mancher Stelle sogar an die Werke des Romantiker Joseph von Eichendorff.

Das Paradies der Propheten

Mein persönlicher Favorit in diesem schmalen Büchlein ist keine Geschichte, sondern eine Textabschnitt-Sammlung. Das Paradies der Propheten präsentiert acht kurze Abschnitte, die mit simplen Titeln – wie beispielsweise Das Opfer – betitelt sind. Nach den vielen Kurzgeschichten über ein wahnsinnig machendes Buch lassen diese kurzen Abschnitte den Leser selbst an seinem Verstand zweifeln. Man dreht sich gefühlt im Kreis und ist sich nicht ganz sicher, was der Autor mit diesen bezwecken wollte und ob überhaupt ein Zweck erkennbar sein soll.

Fazit

Der König in Gelb sollte nicht mit der Größe Lovecraft verglichen werden. Dennoch liefert Robert W. Chambers im Großen und Ganzen eine interessante Kurzgeschichten-Sammlung ab, die zu einem ruhigen Abend passt.

Buchtitel: Der König in Gelb
Autor: Robert W. Chambers
Verlag: Festa
Buchseiten: 192 Seiten
ISBN: 978-3-86552-332-7


© Das Beitragsbild ist das Buchcover. Alle Bildrechte liegen beim Festa-Verlag.

2 Kommentare zu „Der König in Gelb (Rezension)“

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