Europäische Geistergeschichten steht mit roter Schrift auf einem dunklen Hintergrund. In diesem sind Schatten und ein Stuhl zu erkennen.
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Europäische Geistergeschichten: Die Teufelswette

Wer das Wort Geistergeschichten hört, denkt meist an Amerika. Kein Wunder. Viele Filme werben mit „Nach einer wahren Begebenheit“. Doch auch Europa hat so manche düstere Legende. Heute begeben wir uns nach Köln direkt zum Dom.

Der Teufelspakt ist ein Motiv, welches sich nicht nur in zahlreichen Sagen und Legenden findet, sondern auch bevorzugt in Filmen, Spielen und anderen Kunstwerken verarbeitet wird. Die wohl bekannteste Geschichte über einen Pakt mit dem Pferdefüßigen ist Goethes Faust. Doch der Teufel hatte auch beim Bau vieler Kirchen und Kathedralen seine Finger im Spiel – so auch beim Kölner Dom.

Die Legende

Gerhard von Ryle, der erste Dombaumeister des Kölner Doms, sollte in einem Jahr einen Entwurf für den Dom vorlegen. Immer wieder taten sich neue Probleme auf, an denen er zu verzweifeln drohte. Bei einem Spaziergang schlief er vor Erschöpfung an einem großen Felsbrocken, dem „Teufelsstein“, ein. Bei seinem Erwachen stand ein Fremder mit einem Stock in der Hand vor ihm. Dieser zeichnete einen vollendeten Bauplan in den Sand und unterbreitete Gerhard ein verlockendes Angebot. 

Für seine Seele bekäme er jenen Bauplan. Wenn Gerhard die Seelen seiner Frau und seines Kindes noch obendrauf lege, würde der Fremde, der sich letztlich als Teufel offenbarte, in drei Jahren das imposante Gebäude errichten. Sollte jedoch beim ersten Hahnenschrei am Ende der letzten Nacht der Bau nicht vollendet sein, wären alle drei Seelen frei. Gerhard schlug bereitwillig ein. 

Die Arbeit schritt in nie dagewesener Weise voran, doch dem Dombaumeister erging es immer schlechter und so beichtete er seiner Frau den Pakt. 

Seine Frau erdachte sich eine List, um den Teufels auszutricksen, und übte sich darin, den Ruf eines Hahnes nachzuahmen. Als die letzte Nacht sich ihrem Ende neigte und die letzte Turmspitze zum Dom empor gezogen wurde, ließ die Frau ihren Ruf ertönen. In diesen stimmten die Hähne der Nachbarschaft mit ein und der Dom brach tosend zusammen. Doch der Teufel erkannte die List der Frau und suchte Gerhard in der Gestalt eines welschen Baumeisters auf. Der Teufel nutzte den Stolz des Baumeisters und verwickelte ihn in ein Streitgespräch, welches in einer Wette endete: Wenn der Teufel es schaffte, eine Wasserleitung aus der fernen Eifel nach Köln zu bauen und so einen Bach unterhalb des Domes fließen zu lassen, bevor der Dom vollendet sei, so gehöre der Baumeister doch noch ihm. Geblendet willigte Gerhard abermals ein.

Der Teufel suchte die Frau von Gerhard auf und verwickelte sie in ein Gespräch. Die Frau erkannte ihn nicht und erzählte ihm, welche Pläne Gerhard entwickelt hatte, um nach Abschluss des Baus selbst solch einen Bach anzulegen. Als der Dombaumeister am nächsten Tag die Baustelle aufsuchte, plätscherte bereits ein Bach unterhalb des Doms. Gerhard stürzte sich von seinem Bauwerk in die Tiefe. Der Teufel sprang als schwarzer Höllenhund hinter ihm her, packte ihn und fuhr mit ihm in die Hölle. Der Dom sollte nie fertiggestellt werden. 

Historische Fakten

Tatsächlich war der erste Dombaumeister des Kölner Doms Gerhard von Ryle (oder auch Rile). Am 25. März 1247 wurde der Neubau des Kölner Domes beschlossen, die Grundsteinlegung erfolgte am 15. August 1248. Gerhard starb am 25. April 1271, als er vom Gerüst des unfertigen Doms unter nicht bekannten Umständen stürzte. 

Ebenfalls bekannt ist, dass Gerhard während des Bau des Doms verheiratet war. Auch das Tempo, welches der Baumeister an den Tag legte, war insbesondere zu dieser Zeit sehr beachtlich. Beendet wurde der Dombau jedoch erst 1880. Zumindest vorerst. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Dom durch 14 schwere Spreng- und über 70 Brandbombentreffer schwer beschädigt. Noch immer findet man am Bau zahlreiche kleinere Kriegsschäden. Heute gilt die Hauptaufgabe der Kölner Dombauhütte aber der Restaurierung des durch Verwitterung und Umwelteinflüsse schwer geschädigten Steinwerkes sowie der Konservierung und dem Schutz der wertvollen historischen Fenster.

Das Beitragsbild stammt von der Seite Pixabay und wurde von Mysticsartdesign erstellt.

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