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Europäische Geistergeschichten: Unbekannte Brandursachen

Wer das Wort Geistergeschichten hört, denkt meist an Amerika. Kein Wunder. Viele Filme werben mit „Nach einer wahren Begebenheit“. Doch auch Europa hat so manche düstere Legende. Heute begeben wir uns zu dem sizilianischen Küstenörtchen Canneto.

Es begann ganz harmlos

Canneto hat nur ca. 150 Bewohner. Es liegt an der Küste zwischen Palermo und Messina auf Sizilien in Italien. Eigentlich war Canneto immer ein ruhiger und beschaulicher Ort. Doch ab 2004 sorgte der Küstenort plötzlich für mysteriöse Schlagzeilen.

Es beginnt ganz harmlos. Ein Fernseher brennt plötzlich durch. Ein paar Tage später schmort einige Häuser weiter das Kabel eines Kühlschranks. Beides vermutlich Kurzschlüsse. Erste Beschwerden trudeln beim staatlichen Elektrizitätskonzern ein, denn  immer mehr Kabel brennen in der Ortschaft durch. Schließlich reagiert der Konzern und schaltet den Strom ab. Doch es hört nicht auf. Ein Zähler geht sogar in Flammen auf und das obwohl der Strom noch immer abgeschaltet ist.

Am 7. Februar steigt aus vielen Steckdosen Rauch auf und aus einigen Verteilerkästen züngeln Flammen. Eine Straße wird komplett evakuiert und erste Techniker rücken an, um alle Stromleitungen aus den Wänden zu reißen. Einige vermuten, dass unter Canneto vielleicht ein neuer Vulkan entsteht. Einen Beweis gibt es bisher nicht.

Mehr Techniker werden zu rate gezogen, Wissenschaftler*innen und Journalisten rücken ebenfalls an. Elektromagnetische und elektrostatische Messungen werden durchgeführt, die Luftfeuchtigkeit gemessen und sogar die Oberleitung der Bahn und die Sendemasten der Mobilfunk-Betreiber genauestens überprüft. 

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie schließt daraufhin einen Vulkan und auch andere geothermische Energien aus. Die Brände hören mit dem Andrang der Wissenschaftler*innen auf. Die Brandursache scheint verschwunden, die Situation gelöst. Die Evakuierung wird aufgehoben. Dennoch werden vorsichtshalber neue Stromleitungen verlegt.

Keine Ende in Sicht

Doch kaum haben die Bewohner*innen ihre Häuse wieder aufgesucht, zeigt sich ein neues Feuer. Und nicht nur das: Auch Handys spielen verrückt. Displays zeigen wirre Zeichen an und Akkus entladen sich spontan. Jetzt können die verbliebenen Wissenschaftler*innen auch eine elektromagnetische Störung feststellen. Doch ihre Ursache bleibt ein Rätsel.

An einem Tag fängt sogar die Schutzkleidung eines Forscher unerwartet Feuer. Zentralverriegelungen von Autos blockieren und dann der große Schock, als ein Lieferwagen beim Losfahren in Flammen aufgeht.

Plötzlich sind es nicht mehr die Wissenschaftler*innen, die nach einer Lösung suchen, sondern Exorzisten meinen nun, die Antwort zu kennen. Doch die Bürger*innen von Canneto wollen nichts vom Teufel hören. Übernatürliches ist für die Gemeinde vollkommen ausgeschlossen.

Umso dankbarer sind sie, als der Ingenieur Francesco Valenti tatsächlich eine erste wissenschaftlichen Erklärung präsentiert: Die starken Sturmfluten zu Beginn des Jahres hätten den Erdboden unter Canneto erodiert. Der Strom der Eisenbahn könne daher nicht mehr richtig abfließen, sodass sich die Ladungen sammeln und sich dadurch elektrostatische Felder ausbilden.

Francesco Venerando, Koordinator der Zivilschutzbehörde, bezweifelt jedoch die Theorie des Ingenieurs. Wieder fehlt es an Beweisen. Er stimmt eher einem Physik-Professor aus Urbino zu: Ungewöhnlich starke Sonnenstürme um die Jahreswende hätten Teile der Ionosphäre ionisiert und damit zu einem Linsen-Effekt geführt. Elektromagnetische Wellen – welcher Herkunft auch immer – seien wie in einem Brennglas fokussiert worden. Bestätigt wurde jedoch auch diese Erklärung nicht. 

Im Juli 2004 rückt schließlich die Marine an und sucht mit einem Spezialschiff nochmal die umliegende Küstenregion ab. Auch hier keine nennenswerten Ergebnisse. Im Herbst platzen dann zu allem Überfluss auch noch alle Wasserrohre des Dorfes und die Einwohner*innen müssen erneut evakuiert werden. Inzwischen glauben doch einige allmählich an Poltergeister, da sich einfach keine vernünftige Erklärung finden ließ. 

Als 2014 die Brände abermals enorm zunehmen, ist sich die Regierung jedoch sicher, dass es sich um Brandstiftung handelt. In der Folge verhaftet die Polizei im März 2015 den 26-jährigen Giuseppe Pezzino. Er wird der Brandstiftung, der Verschwörung zum Betrug und des Fehlalarms im Zusammenhang mit den mysteriösen Bränden von 2004 bezichtigt.

Der Bürgermeister ist jedoch nicht davon überzeugt, dass der junge Mann für alle mysteriösen Brände verantwortlich sein könne. Dafür hat er selbst mit vielen anderen zu oft spontane Entzündungen gesehen.

Nach Pezzinos Verhaftung entstehen drei verschiedene Meinungslager: Eines glaubt, dass Giuseppe 2014 für die Brände verantwortlich ist, aber nicht für jene von 2004. Ein anderes glaubt, er ist für alle verantwortlich. Und einige glauben immer noch, dass das, was sie gesehen haben, eine andere Ursache haben muss. 

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