Europäische Geistergeschichten steht mit roter Schrift auf einem dunklen Hintergrund. In diesem sind Schatten und ein Stuhl zu erkennen.
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Europäische Geistergeschichten: Die Pestkapelle

Wer das Wort Geistergeschichten hört, denkt meist an Amerika. Kein Wunder. Viele Filme werben mit “Nach einer wahren Begebenheit”. Doch auch Europa hat so manche düstere Legende.

Der Schauplatz unserer heutigen Geschichte ist eine verwaiste Kapelle inmitten eines dichten Waldes, die nur diejenigen zu Gesicht bekommen, die gut zu Fuß sind und sich dabei nicht im Unterholz verirren. Genau genommen befinden wir uns in dem Lauterbacher Wald, etwa vier Kilometer südsüdwestlich von Seeshaupt am Starnberger See entfernt.

Um die recht schlichte Kapelle rankt sich so manche Legende: ein umherstreifender schwarzer Hund mit glühenden Augen, Brunnen in der Anordnung eines Pentagrams, ein verborgener Pestfriedhof, nächtliches Geschrei und Gejammer, dämonische Aktivitäten und ein bestialischer Mord an einem unschuldigen Mädchen.

Wann genau der Ort Pollingsried, in dem die Kapelle ursprünglich stand, den ersten Grundstein gelegt hat, ist nicht bekannt. Für das Jahr 1010 ist zumindest urkundlich belegt, dass das Kloster Polling sowie der dazugehörige Ort Rieden von Kaiser Heinrich II neu gegründet bzw. zurückgegeben wurde. Andere Dokumente datieren selbiges Ereignis erst für das Jahr 1162 und erwähnen dabei eine Kapelle.

Zwischen den Jahren 1162 und 1864 befanden sich in unmittelbarer Nähe zur Kapelle sechs Höfe. Ihr Verschwinden trug teilweise zur Bildung der Legenden um die Pestkapelle bei. Tatsächlich ist die Erklärung keineswegs mystischer Natur: Im Zuge der Säkularisierung (1803) wurden die Höfe aufgekauft und ihre Materialien zugunsten anderer Bauprojekte  abgetragen.

Die Pest

Der Name “Pestkapelle” lässt es bereits vermuten: 1633 suchte der schwarze Tod Rieden heim. Nach so mancher Erzählung wurden die Opfer der Pest einfach in die Brunnen der Kapelle geworfen. Als die Brunnen keine weiteren Leichen mehr zu fassen vermochten, wurden die überzähligen Pestopfer auf dem Gelände verscharrt. Ihr nächtliches Gejammer und Wehklagen soll noch heute zu hören sein. Eine andere Legende behauptet jedoch, dass nach einer Pestmesse im Jahr 1634 nie wieder Pesttote in der Gemeinde zu beklagen waren.

Bei dem eher kleinen Ort mit einer überschaubaren Einwohnerzahlen ist jedoch davon auszugehen, dass die Zahl an möglichen Pestopfern niemals hoch genug sein hätte können, um alle oder einen Brunnen gänzlich zu befüllen. Außerdem ist die Entsorgung von Kadavern in den Brunnen eher unwahrscheinlich, solange die Ortschaft infolgedessen nicht aufgegeben werden soll. Immerhin käme dies einer Vergiftung des Trinkwassers gleich.

Doch die Brunnen halten noch weitere Geschichten bereit:

Der Teufelsbrunnen

Die fünf Brunnen sollen in ihrer Anordnung einem Pentagramm gleichen. Dabei ist der Fünfte, der sogenannte Teufelsbrunnen, bisher noch nicht entdeckt worden, da er unter der Kapelle ruht. Leider entpuppt sich dieser Sachverhalt recht schnell als düstere Legende. Die Anordnung der vier bekannten Brunnen ähnelt nämlich vielmehr einer einzigen Geraden. Ein Pentagramm oder sonst irgendwelche Gebilde sucht man hier vergebens.

Die letzte Geschichte zu den Brunnen der Pestkapelle ereignete sich angeblich im Jahr 1625: Ein Pfarrer verging sich an einem jungen Mädchen und entsorgte die Leiche in einem der Brunnen. Das Mädchen besaß einen schwarzen Hund, welcher nicht nur die Gemeinde zu ihrem Leichnam führte, sondern auch ihren Mörder zu Tode biss. Das dunkle Tier verschwand danach im anliegenden Wald. Wenn sich heute Wandernde zur nächtlichen Stunde hier verirren, geleitet sie ein schwarzer Hund mit rot glühenden Augen wieder sicher auf den rechten Pfad.

Zu diesen Erzählungen gesellen sich noch einige allgemeinerer Natur. Zu den üblichen Verdächtigen gehört, dass der die Kapelle umgebende Wald verflucht sei, es sich Irrwege rund um die Kapelle befänden und dass dies ein Platz für satanische Rituale sei. Jugendliche nutzen diesen Ort immer wieder gern als Mutprobe. Vereinzelt sollen sie von dort nur noch wahnsinnig oder eben gar nicht mehr zurückgekehrt sein. Leider münden diese nächtlichen Ausflüge von Touristen und Mutproblern viel zu oft in Vandalismus und Vermüllung.

Wer von euch kennt noch weitere Geschichten zu der Pestkapelle von Pollingsried? Schreibt sie uns in die Kommentare.

Das Beitragsbild stammt von der Seite Pixabay.

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