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Nach einer wahren Begebenheit: Scream

Einige Horrorfilme, die ihre Inspiration aus wahren Ereignissen ziehen, verschweigen dies ihrem Publikum. Scream ist einer dieser Filme. Daher möchten wir einen Blick auf den tragischen Fall werfen, der einen Einfluss auf einen der bekanntesten Teeanger-Slasher-Filme hatte.

Warnung: In diesem Fall kommt sexuelle Gewalt vor.

Der Gainesville Ripper

Am 26. August 1990 suchen Polizisten die Williamsburg Village Apartments auf, um herauszufinden, warum sich die 17-jährige Christina Powell aus Jacksonville seit zwei Tagen nicht mehr bei ihren Eltern gemeldet hat. Seit ihrem Studium wohnt diese mit der 18-jährige Sonja Larson aus Deerfield Beach zusammen. Sie hatten beide gerade erst ihr Studium an der University of Florida in Gainesville begonnen und lebten nur außerhalb des Campus, weil die Schlafsäle überfüllt waren. Powell freute sich auf ihren neuen Lebensabschnitt und freundete sich sehr schnell mit der eher süßen und zurückhaltenden Larson an. Die gemeinsame Wohnung sollte für die beiden jedoch nicht viel Gutes bringen.

Als die Polizei im August die Wohnung der beiden Mädchen betrat, waren diese bereits seit zwei Tagen tot. Ihre Leichen lagen mit gespreizten Beinen auf dem Rücken in ihren Betten. Beide wiesen mehrere Stichwunden auf. Später sollte sich auch herausstellen, dass der Täter sie mehrfach missbraucht hatte. Nach seiner Tat hatte der Täter die Leichen der Frauen regelrecht drapiert. Ein sehr auffälliges Merkmal zu diesem Zeitpunkt war die Tatsache, dass der Angreifer einem der Opfer die Brustwarzen entfernt hatte. 

Am Tatort konnte die Polizei feststellen, dass der Täter sich mithilfe eines Schraubenziehers Zutritt zu der Wohnung verschafft hatte. Außerdem konnten die Ermittler Reste von Seife und Klebeband an den Opfern finden.

Bereits am nächsten Tag wurde die Polizei zu einem weiteren Tatort gerufen. Die 18-jährige Christa Hoyt fiel dem Täter bereits am 25. August zum Opfer. Jedoch wurde die junge Polizistin erst vermisst, als sie nicht zu ihrer Nachtschicht am 26. August erschien. Sie wurde genau wie die beiden Studentinnen erstochen und vergewaltigt, außerdem enthauptete der Täter die junge Frau, bevor er ihren Leichnam ebenfalls entsprechend positionierte. Ihren abgetrennten Kopf fand die Polizei später auf einem Bücherregal. Wie bereits bei der vorherigen Tat entfernte der Angreifer Körperteile und nahm diese mit.

Zwei Tage später, am 28. August 1990, wurden die Leichen der zusammen wohnenden Freunde Tracy Paules und Manny Taboada gefunden. Die Polizei ging davon aus, dass der Angreifer zuerst auf Manny Taboada losging und die beiden sich einen ungleichen Kampf lieferten, bis Manny Taboada schließlich durch die vielen Stichwunden zu Boden ging. Paules Leichnam wurde mit Seifen- und Klebebandspuren im Wohnzimmer gefunden. Sie wies Spuren von sexuellem Missbrauch auf. 

Eine Stadt in Aufruhr

Nachdem der fünfte Mord an die Öffentlichkeit gelangt war, wurde die hiesige Polizeiwache von Anrufen besorgter Eltern überschwemmt. Einige Eltern hatten sogar bereits ihre Kinder aus der Stadt geholt. Währenddessen wurden für den Fall zusätzliche  Agenten aus weiteren Bundesstaaten hinzugezogen. Dadurch kamen die Ermittler tatsächlich zu neuen Erkenntnissen: Alle Tatorte befanden sich nämlich in der Nähe eines Waldstückes. Außerdem betrat der Täter die Wohnhäuser ausschließlich über die Hintertür.

Insbesondere die Tatsache, dass sich Wälder in der Nähe der Tatorte befanden, brachte die Polizei einen erheblichen Schritt weiter. An dem Tag, an dem beispielsweise Christa Hoyt ermordet wurde, fand nur wenige Meilen weiter ein Banküberfall statt. Während des Raubüberfalls hatte ein Kassierer eine rote Farbstoffpackung in den Geldbeutel gesteckt und später in selbiger Nacht bemerkte ein Beamter einen Mann, der in ein Waldgebiet ging. Im Zuge der Verfolgung fand der Beamte auf einem Campingplatz nicht nur den mit Farbstoff durchzogenen Geldbeutel, sondern auch einen Schraubenzieher und einen Kassettenrekorder  mit einem Tape. 

Allerdings hörte sich die Polizei tatsächlich erst einige Monate nach den fünf Morden das Band an und erhielt den wichtigsten Hinweis für die Aufklärung der Mordserie. Doch zuvor sollten die Polizisten auf einen alten Fall stoßen, der zu der Mordserie in Gainesville passte. Am 4. November 1989, also etwa ein Jahr zuvor, wurden der 55-jährige William Grissom, seine 24-jährige Tochter Julie Grissom und sein 8-jähriger Enkel Sean Grissom in der Stadt Louisiana getötet. Julie Grissoms Leichnam befand sich in einer ähnlichen Position wie die der Opfer in Gainesville. Durch den Vergleich von Körperflüssigkeiten des Falls aus Louisanna und der aktuellen Fälle in Gainesville konnte die Polizei mit Sicherheit sagen, dass beide Täter der Blutgruppe B angehörten und es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um ein und denselben Täter handelte.

Eine Jagd endet

Während die Ermittler nun weiter diversen Spuren nachgingen, wurde Daniel „Danny“ Harold Rolling für mehrere Raubüberfälle verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt kam der Polizei erstmals der Gedanke, das gefundene Tape genauer unter die Lupe zu nehmen und fand heraus, dass Rolling auch für den Banküberfall kurz vor dem Mord an Christa Hoyt verantwortlich war. Während Rolling bereits wegen eines Banküberfalls im Gefängnis saß, verglich die Polizei seine Blutgruppe mit der des Gainesville Rippers. Auch er hatte die Blutgruppe B.

Für die Raubüberfälle wurde Rolling bereits 1991 zu viermal lebenslänglich verurteilt. Im Februar 1994 bekannte sich Rolling während der Verhandlung der Gainesville-Morde schuldig und offenbarte Details, die selbst der Polizei neu waren. Dennoch versuchte er sich von seinen Taten in gewisser Weise freizusprechen, indem er einerseits vom Missbrauch durch seine Eltern sprach, andererseits aber auch behauptete, er habe zwei Persönlichkeiten. Eine Art bösen Zwilling, der für die Mode verantwortlich war. Die Staatsanwaltschaft war sich jedoch ziemlich sicher, dass er diese Idee aus dem Film Exorzist III hatte, den er kurz vor seiner Mordserie gesehen hatte. Schließlich erhielt Rolling ein Todesurteil und wurde 2006 hingerichtet. Bevor er starb, hinterließ er einen Brief, indem er auch den Mord an der Familie Grissom gestand.

WillMcC, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Parallelen zu Scream

Während viele Personen Wes Craven mit den Scream-Filmen verbinden, war es jedoch Kevin Williamson, der das dazugehörige Drehbuch verfasste. Er sah sich eine Doku zu den Gainesville-Morden an, als er feststellte, dass eines seiner Fenster auf war und seine plötzliche Angst vor einem messerschwingenden Mörder ihren Weg in sein nächstes Drehbuch fand. Jedoch gibt es keine wirklichen Übereinstimmungen mit den Morden. Zwar geht auch Ghostface in den Scream-Filmen äußerst brutal vor, doch sein Motiv und seine Vorgehensweise ist gänzlich anders. Lediglich, dass einer der Protagonisten ausgerechnet den Film Der Exorzist sehr explizit erwähnt, mag etwas auffällig sein. Daher ist es auch nur berechtigt, dass Scream gar nicht erst erwähnt, dass hier eine wahre Begebenheit den Film inspiriert hat.

Titelbild von Craig Adderley von Pexels. Es handelt sich hierbei um ein Symbolbild und kommt weder im Film vor, noch hat es etwas mit dem Fall zu tun.

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