Ein Rabe blickt in die Kamera
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Rezension: Der Untergang des Hauses Usher

Bis das Schweigen ich gebrochen: „Andre Freunde floh’n seither – Morgen wird auch er mich fliehen, wie die Hoffnung floh seither.“ Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“ Edgar Allan Poe

Edgar Allan Poe gilt heute als einer der größten Gruselautoren und als Erfinder des modernen Kriminalromans. Seine Werke inspirierten unter anderem H. P. Lovecraft, Oscar Wilde, Jules Verne und Arthur Conan Doyle. Es gibt über 300 filmische Adaptionen seiner Erzählungen und Gedichte – davon jedoch nur wenige, die wirklich sehenswert sind. 

Im Oktober 2023 erschien auf Netflix eine weitere filmische Adaptation, die Serie “Der Untergang des Hauses Usher” von Mike Flanagan. Dieser bewies bereits mit Spuk in Bly Manor und Midnight Mass, dass ihm insbesondere Schauergeschichten liegen, die den Zuschauenden mehr bieten wollen als nur einen kurzen und schnellen Schreckmoment. 

Endlich eine sehenswerte Poe Verfilmung, die sowohl Fans des Autoren als auch Neulinge unterhalten kann? Wir werden sehen.

Mitternacht, von Gram umschattet

Der Name Usher sprang mir direkt in die Augen, als ich Anfang Oktober durch die nächsten Neuerscheinungen scrollte. Bereits in meiner Teenagerzeit gehörte Edgar Allan Poe mit zu meinen liebsten Autoren und auch heute lese ich seine Werke immer wieder gern. Ich wartete also mit einer gewissen Neugier auf die Serie. Ich schaute jedoch vorab keinen Trailer oder informierte mich über die Serie. Am Erscheinungstag, dem 12 Oktober 2023, war es dann soweit, ich startete die erste Folge:

Innerhalb von nur zwei Wochen verliert der Pharmamogul Roderick Usher (Bruce Greenwood) seine sechs Kinder. Übermannt von unheimlichen Erscheinungen, bricht der Unternehmer zusammen und erklärt sich anschließend bereit, seinem Erzfeind C. Auguste Dupin (Carl Lumbly), einem Juristen in Staatsdiensten, seine Sünden zu beichten und die Hintergründe für die mysteriösen Todesfälle zu enthüllen.

Noch zwei Wochen zuvor stand die Familie Usher vor Gericht. C. Auguste Dupin offenbart während seines Eröffnungsplädoyers, dass ihm die Familie Usher diesmal nicht entkommen werde. Schon länger stehen die Medikamente des Usher-Unternehmens unter dem Verdacht, für mehrere tausend Tote verantwortlich zu sein. Dupins Trumpf, um endlich Roderick Usher das Handwerk zu legen, ist ein Maulwurf innerhalb der Familie, der ihm alles verraten hat. 

Noch am selben Abend laden Roderick Usher und seine Zwillingsschwester Madeline Usher (Mary McDonell), die Kinder von Roderick und deren (Ehe)Partner, zu einem Abendessen ein. Sie sind entschlossen, den Maulwurf in der Familie zu finden. Koste es, was es wolle. Doch es ist das letzte Mal, dass die Familienmitglieder aufeinandertreffen. 

Die erste Folge hinterlässt bei mir ein Gefühl von Nichts. Es ist der Serie nicht gelungen, mich zu packen. Normalerweise ein Grund nicht weiterzuschauen. Doch der Name der nächsten Folge ist mir bereits aufgefallen und ich bin gewillt, zumindest dieser Folge noch eine Chance zu geben.

Der Untergang des Hauses Usher Trailer (deutsche Sprachausgabe)

Die Maske des roten Todes

Und das Leben in der Ebenholzuhr erlosch mit dem Leben des letzten der Fröhlichen. Edgar Allan Poe

Prospero „Perrie“ Usher (Sauriyan Sapkota) ist das jüngste Kind von Roderick. Er hat wenig Ahnung von den Geschäften seines Vaters oder seiner älteren Geschwister. Genau genommen sind sie ihm sogar egal, denn er hat eigene Pläne für seine Zukunft: Es will eine unvergessliche Partylocation schaffen. Total exklusiv, ohne Tabus. Das verlassene Gebäude, welches sich im Besitz seiner Familie befindet und eigentlich schon längst hätte abgerissen werden sollen, kommt ihm gerade recht. 

Alles läuft, wie es sich Perrie vorstellt: Zu seiner Kostümparty kommen Personen von Rang und Namen. Doch dann betritt ein ungeladener Gast die Location, eine Frau in einem roten Kleid samt Totenschädel-Maske. Eine Frau, die uns in den nächsten Episoden immer wieder begegnen wird. In anderer Gestalt, doch immer als Bote des Todes mit der letzten Chance für die Usher, Reue und Güte zu zeigen. 

Die zweite Episode schafft, was die erste Folge nicht vermochte. Die Serie hat jetzt meine volle Aufmerksamkeit und ich möchte wissen, was der Grund für die Tode innerhalb der Familie sind. Wer ist die Frau, die wie ein Todesengel ihren Griff fest um jedes Familienmitglied schlingt? Und warum gibt sich Roderick die Schuld an jedem einzelnen Tod?

Handlung der Serie und ihre Atmosphäre

Im Verlauf der Serie springen wir mit Roderick Usher durch drei wichtige Zeitabschnitte: das Jahr 1979, zwei Wochen vor den Toden und die Gegenwart. Dabei offenbaren alle drei Zeitabschnitte Stück für Stück in einem harmonischen Zusammenspiel die tragische Geschichte von Roderick Usher, der einst auf die falsche Person gehört hat und damit etwas in Gang setzte, was er nun nicht mehr aufzuhalten vermag. 

Jede Folge widmet sich dabei einer Erzählung von Poe, wie Mord in der Rue Morgue, Die Grube und das Pendel oder Der schwarze Kater. Dabei wird jede einzelne Geschichte sehr liebevoll modernisiert und ins Gesamtgeschehen eingeflochten, sodass diese sowohl für Fans von Poe als auch für diejenigen, die noch nie eine Erzählung von ihm gelesen haben, geeignet sind. 

Stilistisch setzt die Serie auf einen aufmerksamen Zuschauer, der das Detail liebt und den Worten der Charaktere lauscht. Auf jemanden, der Lyrik schätzt und nicht nur auf die nächsten Schockmomente oder Blutstropfen wartet. Es ist eine Serie ganz im Stil von Mike Flanagan. Ruhig mit einem Hauch des Unheimlichen im Nacken. 

Egal, wie kurz uns ein Charakter begleitet, jeder hat die Chance, seine Geschichte zu erzählen. Dabei sind wir jedoch nie so dicht an den Charakteren, dass wir uns identifizieren können, sondern nur verstehen können. Das macht uns zu wahren Zuschauern, die nur tatenlos verfolgen können, wie das Haus Usher untergeht.

Fazit: Lohnt sich der Untergang des Hauses Usher?

Du bist Fan von Poe? Dann schau die Serie! Du magst Geschichten mit Tiefgang? Dann schau die Serie! Horror sind für dich klassische Schauergeschichten? Dann schau diese Serie! Du bist auf der Suche nach dem nächsten Schocker, der dir das Blut in den Adern gefrieren lässt? Dann bist du bei “Der Untergang des Hauses Usher” vermutlich verkehrt. 

Man behauptet von mir, ich sei wahnsinnig – aber es ist doch die Frage, ob der Wahnsinn nicht die höchste Stufe der Durchgeistigung ist.Edgar Allan Poe

Titelbild von Tom Swinnen

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