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Spuk in Bly Manor (Rezension)

Die Serie Spuk in Bly Manor von Netflix erzählt abermals eine herzzerreißende Geistergeschichte, die dieses Mal auf dem Schauerroman Turn of the Screw und weiteren Werken und Motiven des Schriftstellers Henry James beruht. 

Schon die Serie Spuk in Hill House war für Netflix ein großer Erfolg. Für mich persönlich jedoch leider absolut nicht unterhaltsam. Doch wie sieht es nun mit Spuk in Bly Manor aus?

Eine Geistergeschichte …

Am Abend kurz vor einer Hochzeit sitzen einige Gäste und das Brautpaar zusammen am Kamin und witzeln über Geister, bis eine der Besucherin eine Geistergeschichte zu erzählen hat:

Die beiden Kinder Miles (Benjamin Evan Ainsworth) und Flora Wingrave (Amelie Bea Smith) werden nach einem tragischen Vorfall zu Waisen, sodass ihr Onkel Henry Wingrave (Henry Thomas) als deren Vormund bestimmt wird. Doch anstatt sich den Kindern sorgsam anzunehmen, vergräbt er sich in Arbeit und Alkohol. Stattdessen stellt er ein Kindermädchen für die beiden ein. Dani Clayton (Victoria Pedretti), eine junge Amerikanerin, übernimmt diesen Job, nachdem sich ihre Vorgängerin das Leben genommen hat. Sie zieht zu den Kinder auf das große, aber abseitig gelegene Anwesen Bly Manor. Unterstützt wird sie vor Ort von dem Koch Owen (Rahul Kohli), der Gärtnerin Jamie (Amelia Eve) und der Haushälterin Hannah Grose (T’Nia Miller).

Dani, die selbst mit ihrer tragischen Vergangenheit zu kämpfen hat, freundet sich schnell mit den Kindern an. Anfänglich erleben sie trotz einiger Merkwürdigkeiten eine schöne Zeit. Doch plötzlich sieht sich Dani mit dem von der Polizei gesuchten, ehemaligen  Assistenten von Henry, Peter Quinn (Oliver Jackson-Cohen), und dem doch angeblich verstorbenen Kindermädchen Rebecca (Tahirah Sharif) konfrontiert. Und warum benehmen sich die Kinder plötzlich so merkwürdig?

Die größten Stärken sind die größten Schwächen

Spuk in Bly Manor mag eine Geistergeschichte sein, aber die Geschichte braucht ihre Geister eigentlich nicht. Ihr Schwerpunkt liegt eher bei dem großen Familiendrama. Jede Figur schleppt etwas mit sich herum und so erhält auch jede Figur eine Episode, in der sie der Mittelpunkt der Geschichte sein darf. Doch die Serie ist so sehr damit beschäftigt, die Charaktere von allen Seiten zu beleuchten, dass die eigentliche Rahmenhandlung oft in Vergessenheit gerät.

So besticht die Serie daher weniger durch die Geistererscheinungen, die sich hier und da zeigen, als vielmehr durch ihre Monologe, die oftmals einem Vorlesetext gleichen und nur bedingt etwas mit dem alltäglichen Sprachgebrauch gemein haben. Leider sind diese Monologe auch ihre größte Schwäche. Oft verfehlen sie den perfekten Moment für einen Punkt und ziehen sich auf diese Weise unnötig in die Länge, bis das Gesagte letztlich an Bedeutung und insbesondere an Kraft verliert.

Ein besonders interessantes Element von Spuk in Bly Manor ist die Erzählerin, die bereits zu Beginn der Geschichte betont, dass diese einer Freundin passiert sei. Doch abgesehen von der Auflösung, wer die Erzählerin nun ist und woher sie die Geschichte kennt, egal welche der Bly Manor Figuren wir nehmen, keine davon könnte die ganze Geschichte erzählen. Geschweige denn die Vergangenheit einiger Geistererscheinungen. Wir haben also eine unzuverlässige Erzählerin, die bei der Erzählung bereits ihre eigene Interpretationen und Phantasien mit einbaut. Dies bietet natürlich auch dem Publikum einen großen Spielraum an Interpretationen. 

Positiv anzumerken ist aber auf jeden Fall die Modernisierung von Henry James Werken. Der rote Faden der Geschichte, der das Werk Turn of the Screw als Vorlage nutzt, ist dabei ebenso gut umgesetzt wie die anderen Ideen und Motive des Autors. Dennoch könnten sich Fans des Originals gerade an einigen Änderungen stören. 

Musikalisch bewegt sich die Serie in ruhigen Tönen, die Nächte sind dunkel und regnerisch. Die Atmosphäre ist von Beginn an so dicht, dass es überrascht, dass es solange dauert, bis dann endlich etwas Übernatürliches passiert. Dafür hat die vorletzte Folge in seiner Aufmachung nochmal eine ganz besondere Note und gibt auch endlich dem Haus eine Vergangenheit, die vieles erklärt. Aber wie bereits gesagt: unzuverlässige Erzählerin. 

Fazit zu Spuk in Bly Manor

Wie ich bereits eingangs betonte, ist Spuk in Bly Manor ein Drama und keine Geistergeschichte im eigentlichen Sinne und absolut gewiss keine Horrorserie. Und als Drama funktioniert diese Serie sehr gut, auch wenn es für meinen Geschmack etwas zu sehr in Richtung Seifenoper tendiert. Wer sich allerdings wirklich gruseln will, kommt hier vermutlich kaum auf seine Kosten.

Serientitel: Spuk in Bly Manor
Regisseure: Mike Flanagan
Erscheinungsjahr: 2020
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Spieldauer: 9 Folgen pro Staffel

Das Beitragsbild ist ein Ausschnitt von dem Seriencover. Alle Bildrechte liegen bei ©Netflix.

1 Kommentar zu „Spuk in Bly Manor (Rezension)“

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