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Nach einer wahren Begebenheit: Lake Bodom

Produzenten und Regisseure von Horrorfilmen lieben es, damit zu werben, dass ihre Machwerke auf einer wahren Begebenheit beruhen. Dabei heißt dies nichts anderes, als dass sie sich von einem vergangenen  Ereignis inspirieren lassen haben, statt sich an die diesbezüglichen Fakten zu halten. Wir wollen uns einige Filme genauer ansehen. Heute: Lake Bodom.

Die Morde am Lake Bodom

Der Film Lake Bodom hat sich von einem grausamen Verbrechen, welches sich 1960 am Bodom See in der Nähe von Helsinki ereignet hat, inspirieren lassen. Am 4. Juni 1960 gingen vier Jugendliche an dem See zelten. Nur einer kehrte zurück. 

Der 4. Juni 1960

Nils Gustafsson (18), Seppo Boisman (18), Irmeli Björklund (15) und Anja Mäki (15) fuhren am 4. Juni gemeinsam an den See,  der sich ca. 20 Kilometer nordwestlich von Helsinki befindet. Sie hatten geplant, das Pfingstwochenende dort zu verbringen. Es war ein schöner und sonniger Tag, als die Jugendlichen an ihrem Campingplatz ankamen. Die Jungen hatten den Platz wohl schon vorher erkundet.

Noch am selben Abend tranken die Jungs Schnaps, wie spätere Bluttest beweisen sollten. In Folge dessen wurde Nils einem Mädchen gegenüber sexuell aufdringlich und es entfachte nach Aussage einiger Zeugen ein lautstarker Streit in der Gruppe. 

Zwischen 4 Uhr morgens und 6 Uhr morgens ereignete sich dann etwas, was bis heute noch nicht gänzlich geklärt wurde. Seppo Boisman, Irmeli Björklund und Anja Mäki wurden sowohl mit einem stumpfen Instrument als auch mit einem Messer angegriffen und getötet. Die Gesichter der Leichen waren völlig entstellt, auf eines der Mädchen wurde bis zu 20-mal eingestochen. Die Angriffe erfolgten von außerhalb des Zeltes, indem der Täter durch die Zeltwand stach und schlug, um die Jugendlichen zu treffen. Der Mörder hatte mehrere Gegenstände mitgenommen, deren Verschwinden die Polizei später als rätselhaft empfand, darunter die Schlüssel für die Motorräder der Opfer, während  die Motorräder selbst zurückgelassen worden waren.

Der 5. Juni 1960

Badegäste entdeckten am 5. Juni die Leichen und verständigten die Polizei. Nils Gustafsson war der einzige Überlebende. Mit blutigen Schnittwunden im Gesicht und Kopfwunden lag er barfuß am Tatort. Er erinnerte sich an nichts.

Nun geschah etwas Undenkbares: Während den Ermittlungen reihte sich ein Fehler nach dem anderen in eine Kette, sodass es zu keiner Aufklärung des Falles kommen sollte. Die am Mordplatz vorhandenen Messer und damit wahrscheinlich auch die Tatwaffe gingen verloren. Kleidungsstücke der Opfer wurden einfach wieder an die Familien gegeben und die Polizei versäumte es auch, die Personen zu befragen, die die Leichen gefunden hatten. 

Das Zelt wird unmittelbar nach dem Morden untersucht.*

Wer ist der Täter der Lake Bodom Morde?

Die Polizei entschied sich, es bei Nils mit Hypnose zu versuchen. Er konnte tatsächlich einige Details zum Mörder geben. So gab er aber auch an, dass die Augen des Mörders rot glühten. 

Im Laufe der Ermittlungen rückte der Kioskbesitzer Valdemar Gyllström als Hauptverdächtiger in den Fokus. Am 4. Juni verkaufter er der Gruppe Süßigkeiten und gehörte mit zu den letzten Personen, welche die Vier noch lebend antrafen. Es gab jedoch keine belastbaren Beweise gegen ihn, außer dass er allgemein eine Abneigung gegen Camper hatte. Einige Jahre später soll er jedoch im alkoholisierten Zustand gerufen haben: “Ich habe es getan!”. Am nächsten Tag wurde seine Leiche im See gefunden. Er war ertrunken und hatte vermutlich Selbstmord begangen. 

Auch der deutsche Hans Assmann wurde verdächtigt, die Jugendlichen getötet zu haben. Er lebte in der Nähe des Sees. Zwar hatte er ein Alibi und war zum Tatzeitpunkt in Deutschland, aber er tauchte am Morgen des 6. Juni 1960 mit blutigen Kleidern in einem Krankenhaus in Helsinki auf. Nachdem die Ärzte ihn untersuchten, fanden sie heraus, dass mit dem Mann rein körperlich alles in Ordnung war und dass es sich nicht um sein eigenes Blut handelte, was seine Kleidung befleckte. Zwar wurde die Polizei gerufen, aber diese verfolgte diese These nicht weiter.

44 Jahre nach dem Mord wurde der Fall mit den vormals über 70 Verdächtigen dann nochmals aufgerollt. Nils Gustafsson, mittlerweile als Busfahrer tätig und Vater, wurde festgenommen. Die moderne DNA- Analyse zeigte, dass sich das Blut der drei ermordeten Opfer auf den Schuhen von Nils befanden. Während des Prozess am 4. August 2005 argumentierte seine Verteidigung, dass er die Morde aufgrund seiner eigenen schweren Verletzungen, unter anderem ein gebrochener Kiefer, nicht hätte begehen können. Außerdem führte die Verteidigung an, dass der Täter ja durchaus diese Schuhe getragen haben könnte, dies aber nicht bedeutete, dass Nils Gustafsson die Schuhe zur Tatzeit anhatte. Strittig ist auch, welche Rolle ein blutbefleckter Kopfkissenbezug spielt, in dem sich Reste von Sperma fanden, die keinem der Jungen zuzuordnen waren.

Am 7. Oktober 2005 wurde Gustafsson von allen Anklagen freigesprochen und der finnische Staat zahlte ihm 44.900 € für das psychische Leid, das durch die lange Untersuchungshaft verursacht wurde. Somit blieb der Bodom-Fall weiter ungeklärt.

Der Film Lake Bodom (Spoiler)

Spoiler
Im Film Lake Bodom wollen vier Jugendliche 50 Jahre nach den Bodom-Morden diesen auf den Grund gehen. Wie damals besteht die Gruppe aus zwei Jungs und zwei Mädchen. Die Jungs kennen den Platz bereits und haben alles vorbereitet.

Doch nachts beginnt das Grauen. Jemand schleicht um das Zelt herum und der erste Tote lässt nicht lange auf sich warten. Der Film spielt nun eine twistreiche Handlung aus, um alle möglichen Theorien des echten Falles an seinen Protagonisten auszutesten: War es einer von ihnen, war es ein Fremder und wird die Polizei am Ende dem letzten Überlebenden glauben oder nicht?

Der Film nutzt somit den wahren Mordfall wirklich nur als Grundgerüst seiner eigenen Geschichte, erwähnt jedoch immer wieder Fakten und Theorien  zu den Bodom-Morden. 

*Bildrechte: Suomi: Rikostutkijat tarkastelevat Bodominjärven surmatelttaa.

Titelbild: Foto von eberhard grossgasteiger von Pexels

2 Kommentare zu „Nach einer wahren Begebenheit: Lake Bodom“

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