Regisseur Kiah Roache-Turner, bekannt für seinen postapokalyptischen Horrorfilm Wyrmwood, bringt mit Sting einen Creature-Horrorfilm auf die Leinwand, der sich in einem beengten Apartmentgebäude abspielt. Der Film erschien 2024 und ist eine Hommage an klassische Monsterfilme, gewürzt mit schwarzem Humor und einer Prise Familiendrama.
Handlung
Charlotte, eine rebellische 12-Jährige, lebt mit ihrem überarbeiteten Stiefvater Ethan, ihrer Mutter Heather und ihrem kleinen Halbbruder Liam in einem heruntergekommenen New Yorker Apartmentkomplex. Als sie eines Tages auf ein winziges Spinnenwesen trifft, das aus einem mysteriösen, leuchtenden Objekt geschlüpft ist, nimmt sie es heimlich als Haustier auf und nennt es Sting. Anfangs scheint es harmlos, doch es wächst rasant – und bald mehren sich die Todesfälle im Haus. Haustiere verschwinden, die Bewohner ahnen nichts von der Bedrohung, und Charlotte ist zwischen Zuneigung zu ihrer monströsen Kreatur und der wachsenden Gefahr für ihre Familie hin- und hergerissen.
Als Sting schließlich eine gigantische Größe erreicht und sich als intelligenter Jäger entpuppt, eskaliert die Lage. Während sich die Bewohner gegen das übernatürliche Wesen zur Wehr setzen, versucht Charlotte, ihre Familie zu retten.
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Stärken und Schwächen
Sting erfindet das Genre nicht neu, spielt aber gekonnt mit seinen bewährten Elementen. Besonders in der ersten Hälfte überzeugt der Film mit einer dichten Atmosphäre, die durch gekonnt platzierte Schatten, raffinierte Kamerafahrten und das geschickte Versteckspiel der Kreatur verstärkt wird. Die besten Momente entstehen, wenn die Spinne nur schemenhaft im Hintergrund lauert oder ihre Präsenz durch subtile Hinweise angedeutet wird. Eine Szene, in der die Kamera einen scheinbar harmlosen Faden verfolgt, nur um dann zu enthüllen, dass es sich um das Strickgarn der Großmutter handelt, zeigt, dass Roache-Turner ein Auge für inszenatorische Feinheiten hat.
Ein großes Plus ist das Creature-Design: Anstatt auf minderwertige CGI zu setzen, beauftragte der Regisseur die renommierten Effektspezialisten von Weta Workshop (Der Herr der Ringe). Das Ergebnis ist eine greifbar-bedrohliche Kreatur, die in vielen Szenen durch handgemachte Effekte überzeugt. Besonders in der zweiten Hälfte, wenn Sting ihre volle Größe erreicht, erinnert der Film stilistisch fast mehr an Alien als an klassischen Spinnen-Horror. Die düsteren Lüftungsschächte des Apartmentkomplexes dienen als Jagdrevier für die Kreatur, die sich lauernd und beobachtend durch das Gebäude bewegt – fast schon wie ein „John McClane unter den Spinnenmonstern“.
Allerdings verliert der Film etwas an Spannung, sobald die Spinne ihre finale Form erreicht. Was zu Beginn durch atmosphärische Inszenierung funktioniert, weicht später konventionellerem Monsterfilm-Terror. Die Familiendynamik zwischen Charlotte und Ethan nimmt einen großen Teil der Laufzeit ein, was Geschmackssache sein dürfte – für manche mag es eine emotionale Note sein, für andere ein Tempohemmer. Zudem sind die Charaktere zwar solide gespielt, aber nicht übermäßig tief gezeichnet. Alyla Browne als Charlotte liefert eine überzeugende Performance ab, während Ryan Corr als Ethan den überforderten, aber bemühten Stiefvater glaubwürdig spielt. Jermaine Fowler als Schädlingsbekämpfer Frank sorgt für einen sympathischen Kurzauftritt, bleibt aber hinter seinem Potenzial zurück.
Horrorliebhaber dürfen sich über einige handgemachte Gore-Effekte freuen, die dem Film in entscheidenden Momenten einen fiesen B-Movie-Charme verleihen. Eine besonders unangenehme Szene zeigt beispielsweise eine Bewohnerin, die nach einer Kopfverletzung gelähmt ist und hilflos zusehen muss, wie Sting sich in ihren geöffneten Mund abseilt – ein kleiner, aber wirkungsvoller Schockmoment.
Fazit
Sting ist ein kurzweiliger Creature-Feature-Horror mit einem stimmungsvollen ersten Akt, gelungenen praktischen Effekten und einem angenehm düsteren Humor. Wer jedoch eine genre-prägende Neuheit erwartet, wird enttäuscht sein, doch für Fans klassischer B-Movie-Monsterfilme bietet der Film eine solide Mischung aus Spannung und schwarzer Ironie. Besonders die ersten Auftritte der Spinne und das clevere Spiel mit Licht und Schatten sorgen für unbehagliche Momente. Am Ende bleibt ein Film, der weniger auf blanke Angst als vielmehr auf unterhaltsamen Horror mit einem Augenzwinkern setzt – und eine klare Empfehlung für all jene ist, die sich gerne von achtbeinigen Kreaturen das Fürchten (oder zumindest Schaudern) lehren lassen.